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Der Drache mit der Dachterrasse

Der Drache mit der Dachterrasse
Sanierung von Burg Drachenfels schreitet voran – Ruine teils wieder begehbar


Südwestpfalz.

Der Nebel an diesem trüben Herbsttag verdeckt die geheilten Wunden des uralten Drachen, der über Busenberg thront und wacht. Ein paar Blessuren hat er immer noch, doch darum soll sich noch gekümmert werden. Bereits 2018 kam der Sanierungsstein der Burgruine Drachenfels ins Rollen, gestern hat sich eine Delegation aus Politik und finanziellen Sanitätern von den „Heilungsmaßnahmen“ ein Bild gemacht.


Christof Müller, als Burgherr und Ortsbürgermeister von Busenberg quasi der Herr des Drachen, macht keinen Hehl daraus: „Ohne die Unterstützung der Daniel-Theyson-Stiftung hätte das Geld wahrscheinlich nicht mal für den Eigenanteil gereicht“. Die Theyson-Stiftung greift der klammen Ortsgemeinde mit dem Löwenanteil der Sanierungskosten unter die Arme. Dass eine Gemeinde Eigentümer einer Burg ist, ist in Rheinland-Pfalz einzigartig, bundesweit zumindest ungewöhnlich. Dass sich Müller damit ein gefräßiges Finanzmonster an die Kette gelegt hat, dessen ist er sich bewusst: „Es ist ein ständiger Zwiespalt. Auf der einen Seite ist da die finanzielle Belastung. Auf der anderen Seite ist es halt den Busenbergern ihre Burg“.

447 000 Euro kostet es, die Burg wieder verkehrssicher zu machen. Ursprünglich waren 325 000 Euro angesetzt worden, doch nach den ersten Arbeiten war schnell klar: Das reicht nicht. 122 000 Euro mussten noch einmal draufgepackt werden. Von den Gesamtkosten übernimmt rund 28 Prozent der Bund und fast genau so viel das Land. Der Löwenanteil, fast 41 Prozent, kommt von der Daniel-Theyson-Stiftung, der Rest ist Eigenanteil der Gemeinde.

Die Mehrkosten sind vor allem in die Sanierung des Westturms gesteckt worden. Er wurde komplett vom Efeu befreit, die Mauer wurde saniert und die Mauerwerkskrone erneuert und stabilisiert. Damit wurde dieser Teil der Burg wieder sicher gemacht.

„Das war auch dringend nötig“, sagt Bauleiter David Prauschke von der Firma Naturstein Kaufmann aus Neu-Isenburg. Die Hessen sind Experten auf dem Gebiet Pfälzer Burgen und haben beispielsweise schon am Hambacher Schloss und der Wegelnburg gewerkelt. Prauschke und seine Arbeiter haben am Drachenfels teilweise Stein um Stein abgebaut, neu verfugt, gemörtelt und wieder zusammengesetzt. Genutzt wurden dabei drei verschiedene, aufeinander abgestimmte Mörtelarten, die speziell für den Buntsandstein geeignet sind. Die seien wegen des Denkmalschutzes auch vorgeschrieben, erklärt Angelika Weigand vom Neustädter Büro „Weigand + Weigand“. Die Architektin war für die Planung der Arbeiten zuständig, die im Spätsommer 2020 begonnen haben.

Wie schmutzig diese Arbeit ist, sehen die Teilnehmer der Tour an den Arbeitern, die aufgrund des so genannten Trockspritzverfahrens über und über mit Staub bedeckt sind. Bei diesem Verfahren wird die Mörtelmischung trocken in die Fugen gespritzt und erst am Schluss mit Wasser vermischt. „Die Verdichtung ist dadurch besser. Die Mauer wird stabiler“, erklärt Bauleiter Prauschke.

Doch nicht nur fallende Steine sollen künftig vermieden werden, auch Besucher der Burg sollen keinesfalls stürzen. Hierzu wurden die Geländer an vielen Stellen der Burg komplett erneuert. Regelmäßigen Burgtouristen werden diese bekannt vorkommen: „Neue Geländer sind mittlerweile an allen Burgen der Pfalz gleich“, erklärt Planerin Weigand auch diese Denkmalschutz-Maßnahme.

Nicht nur Denkmal- sondern auch Tierschutz spielte bei der Sanierung eine Rolle. Zu sehen ist dies vor allem an der Burgmauer, dort gibt es einige unverfugte Stellen. „Das sind die Winter- und Sommerquartiere der Zwergfledermaus“, erläutert Weigand die fingerbreiten Lücken, in die sich die kleinen Glattnasen zur Ruhe begeben. Außerdem wurde die Brüstungsmauer an den östlichen Kassematten – die vor Beschuss geschützten Festungsgewölbe – erneuert und die Zugangstreppe zur Oberburg wieder aufgebaut.

Doch es gibt noch viel tun bei der Burgruine, bei der die ersten gesicherten Spuren aus dem 13. Jahrhundert datieren. Nach der Winterpause geht es zuerst an das Eingangsgewölbe, durch die Sanierung soll die Gefahr von herabfallendem Putz beseitigt werden. Und auch auf der „Dachterrasse samt Swimmingpool“ (Verbandsbürgermeister Michael Zwick) soll Hand angelegt werden, die Zisterne am höchsten Punkt der Ruine soll verkehrssicher gemacht werden. „Da ist jeder Busenberger sicher schon einmal in seinem Leben reingefallen“, sieht Ortsbürgermeister Müller hierin nicht unbedingt Gefahr im Verzug, plant aber dennoch, das Becken mit Kieselsteinen aufzufüllen.

Einige Bereiche sind nach der Schließung durch die Kreisverwaltung im Jahr 2018 wieder begehbar, nach und nach sollen weitere dazukommen. Schätzungsweise das gesamte kommende Jahr soll der alte Drache noch versorgt werden, damit er auch noch über künftige Generationen wacht. (pci)

 

Quelle

Ausgabe pz - Nr. 238
Datum Mittwoch, den 13. Oktober 2021
Seite 15


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PZ - Drachenfels 13.10.2021.pdf