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Die Erfolgsgeschichte soll fortgesetzt werden

Die Erfolgsgeschichte soll fortgesetzt werden


Der eine geht, der andere kommt, ein neuer Wind weht. So ist das oft beim Stabswechsel in einem Vorstand. Auch bei der Daniel-Theysohn-Stiftung gibt es einen Wechsel an der Spitze. Doch hier bleibt der Vorgänger an Bord, und der Nachfolger legt Wert darauf, das Klima gerade nicht zu verändern. Was sich ändert und was bleibt.

Ludwigswinkel

Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert. Gerhard Andreas ist regelmäßig in der Geschäftsstelle der Daniel-Theysohn-Stiftung, ist Ansprechpartner der Stiftung, die in der Südwestpfalz Auszubildende und regionale Projekte unterstützt. Sein Arbeitsumfang hat sich seit Januar allerdings verringert. Denn seitdem konzentriert sich Andreas auf die Geschäftsführung der Stiftung, auf die Organisation von Fördergeschehen und Verwaltung. Diese Aufgabe hatte er mit dem Ausscheiden des langjährigen Geschäftsführers Dieter Schehl 2017 übernommen, zusätzlich zum Vorsitz des Stiftungsvorstands. Seit Januar sind beide Posten wieder getrennt, den Vorstandsvorsitz hat der langjährige externe Berater Hans G. Pieper übernommen. Ebenfalls ehrenamtlich.

 

Den Generationswechsel zum 54-Jährigen hat der 68-Jährige selbst eingeleitet. 32 Jahre lang hat er im Vorstand der Stiftung mitgearbeitet, zunächst in seiner Funktion als Ortsbürgermeister von Ludwigswinkel – einer jener Gemeinden, deren Wohlergehen den Stiftungsgründern Ruth und Daniel Theysohn sehr am Herzen lag. Als die bisherige Vorstandsvorsitzende Anke Förster zurücktrat, übernahm der inzwischen pensionierte Leiter der Kripo Pirmasens 2011 den Vorsitz. Eine Aufgabe, auf die er sich besonders vorbereitet hat. Denn nebenbei hat Andreas, der auch Steuerfachgehilfe und Diplom-Verwaltungswirt ist, den Stiftungsmanager EBS (European Business School) draufgesattelt.

 

Ein komplexes GeschäftNicht ohne Grund, denn die Leitung der Stiftung hat es in sich. Im Vorstand fallen nicht nur Entscheidungen über die Verteilung der Fördermittel, sondern auch über deren Erwirtschaftung. Das Stiftungskapital muss nämlich nicht nur erhalten werden; Fördermittel müssen aus der Anlage dieses Kapitals auch erwirtschaftet werden. Bei einem Kapital im dreistelligen Millionen-Bereich keine kleine Herausforderung, zumal in andauernden Niedrigzinszeiten. Spezielle Kenntnisse gehören dazu: über Kapitalmärkte, Anlagestrategien, die Arbeit der Finanzexperten. Ein „komplexes Geschäft“, stellt Andreas fest. Und eine eigene Welt, in der sich Neuankömmlinge behaupten müssen.

 

Das hat auch der ehrenamtliche Vorstand der Stiftung erfahren müssen – es habe schon gedauert, bis sie in der Finanzwelt ernst genommen worden seien, blickt Andreas zurück. Eine schwierige Zeit war vor allem der Verkauf der von Daniel Theysohn gegründeten Tehalit GmbH im Jahr 1996, wodurch das Stiftungsvermögen deutlich vergrößert wurde. Eine besondere Herausforderung, erinnert sich Andreas. Und eine Zeit, in der sie reichhaltig Erfahrungen in der Finanzwelt sammelten.

 

Rollentausch im Team Aus dieser Welt kommt Hans G. Pieper. Auf die Banklehre folgt das betriebswirtschaftliche Studium mit Finanzwirtschaft als einem Schwerpunkt. Pieper, der auch einige Semester Informatik studiert, zieht es letztlich aber nicht in die Welt der Anlagenmanager, sondern in einen Bereich, der sich mit überprüfbaren Standards für Finanzanlagen beschäftigt. Seit 1997 ist der 54-Jährige Geschäftsführer der 1991 gegründeten DPG Deutsche Performancemessungs-Gesellschaft für Wertpapierfolios in Frankfurt. Dort werden zum Beispiel Analysen von Fonds erstellt; diese sollen es Anlegern ermöglichen, die Arbeit von Fondsmanagern nach sachlichen Kriterien zu bewerten. Die DPG, nach eigenen Angaben Marktführer, betont dabei ihre eigene Neutralität, betreibt selbst kein Fondsmanagement. Pieper betreut und berät seit 2000 sowohl institutionelle Anleger – also größere Anleger aus der Wirtschaft – als auch Stiftungen.

 

Seit 2003 ist er als externer Berater für die Daniel-Theysohn-Stiftung tätig. Dort wurden vor allem nach der Bankenkrise 2008 Strukturen professionalisiert. So gibt es nun drei eigene Spezialfonds, die von verschiedenen Fonds-Managern gemanagt werden. Und zwar nach den Anlage-Richtlinien der Stiftung, deren Umsetzung regelmäßig kontrolliert wird.

 

Mit der Berufung von Pieper kommt also kein neues Gesicht in die Stiftung. Seit vielen Jahren arbeitet er dort eng mit Gerhard Andreas, Anke Förster und den anderen Vorstandsmitgliedern zusammen, hat mit der Steuerberaterin gemeinsam Fachliteratur publiziert. Für Anke Förster, die die Stiftung seit deren Gründung im Jahr 1970 begleitet, ist der aktuelle Wechsel an der Stiftungsspitze daher auch die Fortführung eines langjährigen Vertrauensverhältnisses, nur in anderer Besetzung. Schon Gerhard Andreas hat ihr volles Vertrauen besessen, wie sie beim Stabswechsel betont. Er habe dafür gesorgt, dass die Stiftungszwecke im Sinne der Stifter und mit Liebe zur Region selbst in wirtschaftlich schwierigen Jahren voll erfüllt werden konnten, habe die Organisation auf Digitalisierung umgestellt, den Auftritt maßgeblich verbessert. In der Tat hat die Stiftung ihre frühere Verschwiegenheit abgelegt, legt verstärkt Wert auf Transparenz ihres Tuns. Nur bei der genauen Höhe des Kapitals halten sie sich weiter zurück – auch, weil sie sich ungebetene Ratschläge ersparen möchten.

 

Auch Hans G. Pieper genießt das volle Vertrauen von Anke Förster, die mit den Stiftern befreundet war. Schließlich hat er einen Anteil daran, dass das Stiftungsvermögen vermehrt wird. Im Schnitt 1,5 Millionen Euro kommen pro Jahr an reinen Fördermitteln zusammen. Daran haben die anhaltend niedrigen Zinsen unterm Strich nicht viel geändert. Zwar haben sich Erträge verringert, da etwa hochverzinsliche Papiere ausliefen. Allerdings hat die Stiftung ihre Anlagestrategie angepasst, zum Beispiel mehr in Aktien investiert. Dass dies nicht falsch war, untermauert Pieper: 2022 werde ein starkes Dividenden-Jahr, stellt er fest.

 

Nur kaufen, was man kenntDiese Erfolgsgeschichte, betont Pieper, solle fortgesetzt, Struktur und Strategie sollten beibehalten werden. Alles, was sie erzielt hätten, sei „mit ruhiger Hand“ erreicht worden, sagt er. Und es gelte weiter: „Wir kaufen nur, was wir wirklich verstehen.“

 

Deswegen schauen sie sich neue Anlagemöglichkeiten gründlich an. Wie ein Modell in München: Da investierte eine Stiftung in den Bau eines Gebäudes, das dann an den Staat vermietet wurde. In Zeiten, in denen Kommunen Geld für Investitionen fehlt, eine Chance für beide Seiten. Doch große Erwartungen will Pieper nicht wecken: Als Objektverwalter könne die Stiftung nicht auftreten. Das gibt allein die Verwaltungsstruktur nicht her. Denn die Geschäftsstelle ist gerade mal mit zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und einer Halbtagskraft besetzt.

 

Auch für sie wird sich nichts ändern. Außer, dass Hans G. Pieper nicht mehr nur im Hintergrund arbeitet. So kommt er mindestens einmal im Monat für einen Tag nach Ludwigswinkel. Dabei wählt er immer wieder einen anderen Anfahrtsweg aus seinem Wohnort Wiesbaden, um Eindrücke aus der Südwestpfalz aufzunehmen. Die Region und die Menschen kennenzulernen, hält er für unverzichtbar. Nicht nur für sich. Auch beauftragte Fondsmanager sollen nach Ludwigswinkel kommen – „man muss einfach Verständnis haben für das, was hier geschaffen wird“, sagt Pieper. Das ist es auch, was ihn an seiner Tätigkeit reizt: zu sehen, was beim Umgang mit Zahlen herauskommt. Sein erstes Ehrenamt ist es übrigens nicht; so hat er als Ausbildungslotse Jugendliche betreut.

 

Den Umgang mit Menschen schätzt auch Gerhard Andreas. Auf den kann er sich nun in seiner neuen Funktion wieder stärker konzentrieren. Ein weiterer Wert, der bleibt.

 

Von Mechthild Treusch 

 

 
Quelle

Ausgabe       Die Rheinpfalz Pirmasenser Rundschau - Nr. 57
Datum          Mittwoch, den 9. März 2022
Seite            16


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