Die Lückenschließer
Die Lückenschließer
Daniel-Theysohn-Stiftung hilft gezielt statt mit Regelsätzen
Die Sanierung der Burgruine Drachenfels bei Busenberg (die PZ berichtete am Mittwoch) zeigt deutlich: Ohne Förderungen ist ein solches Projekt nicht möglich, das Wahrzeichen müsste seinem Schicksal überlassen werden. Die Ortsoberen frohlocken aufgrund klammer Kassen über die Förderung von Bund, Land und der Daniel-Theysohn-Stiftung. Letztere tritt in Busenberg einmal mehr als Finanzlückenschließer auf. Das Beispiel des Drachenfelsens zeigt auch, wie die Stiftung arbeitet.
„Es geht darum, den Drachenfels für diese und die nächste Generation zu erhalten“, sagt Gerhard Andreas, der Stiftungsmanager und Vorstandsvorsitzende der Theysohn-Stiftung, nach dem Besichtigungstermin diese Woche, bei dem sich ein Bild vom Fortschritt der Arbeiten an der Burg gemacht wurde. Andreas erinnert sich genau an den Anfang des Projekts: „Am 5. April 2018 haben wir uns ein Bild von der Lage gemacht. Es war sofort klar, dass auch von unserer Seite Handlungsbedarf herrscht.“ Nachdem vom Planungsbüro der finanzielle Fahrplan stand, war sei klar gewesen, dass die Stiftung die fehlende Lücke von fast 100 000 Euro schließen werde.Doch bei dem Betrag blieb es nicht. Schnell war klar, dass mehr als ursprünglich geplant gemacht werden musste, weil unter anderem am Westturm der Burg Handlungsbedarf bestand. Ein Mehrkostenantrag wurde eingereicht und auch hier schloss die Stiftung die Lücke von weiteren rund 82 000 Euro. „Wir schließen immer die Lücken“, erklärt Andreas, dass damit meist mehr geholfen werde als mit pauschalen Regelsätzen nach dem Gießkannenprinzip.
„Jeder Antrag wird genau geprüft“, erklärt Andreas das Vorgehen. Hat sich der Antragsteller auch um andere Mittel bemüht? Wie groß ist das eigene Engagement bei einem Projekt? Und ist das Vorhaben auch im Sinne des Stiftungsgründers? Das sind alles Fragen, die bei einer möglichen Förderung gestellt werden.
Rund 2,4 Millionen Euro standen Anfang des Jahres für Förderungen zur Verfügung, bis Ende 2022 muss das Geld unter den Leuten und Organisationen verteilt sein. Die Stiftung befinde sich deshalb auch immer in einem Zwiespalt. „Einerseits müssen wir das Kapital erhalten, andererseits müssen wir aber das Geld ausgeben“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Ein Teil des Geldes – zwischen 500 000 und 700 000 Euro – fließt in die Ausbildungshilfe. Damit greift die Stiftung Azubis und Studenten aus den Gemeinden Fischbach, Ludwigswinkel, Heltersberg, Geiselberg, Schmalenberg und Waldfischbach-Burgalben mit einer kleinen Finanzspritze von 120 Euro monatlich unter die Arme. Doch nicht nur der Mensch, auch Tiere stehen im Fokus der Stiftung. Deshalb unterstützt die Organisation etwa Tierheime der Region und bezahlt die Hälfte der Kosten für Futter, Medizin und Ärzte. Auch die blauen Wildreflektoren an den Straßenpfosten gehen auf das Konto der Theysohn-Stiftung.
Um das Kapital zu erhalten und weiter auszubauen, investiert die Stiftung auf dem globalen Finanzmarkt, Schwerpunkt sei allerdings das nördliche Europa: Aktien, Immobilien und andere Anleihen bringen die Dividenden und Zinsen, mit denen die Stiftung dann arbeitet. Zwar sei das Geld relativ risikoarm angelegt, vor starken Finanzbeben wie etwa dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends sei aber auch die Stiftung nicht sicher. Die Finanzkrise 2008 hingegen sei unbeschadet überstanden worden. Ein Drittel des erwirtschafteten Geldes soll der Stiftungssatzung zufolge in die Rücklagen fließen. Das Fördergebiet legt die Satzung ebenfalls fest: Die Pfalz mit dem größtmöglichen Vorrang des ehemaligen Landkreises Pirmasens. „Vor allem in die Südwestpfalz fließt das Geld“, macht es Andreas deutlicher.
Und wie hat Corona die Arbeit der Stiftung beeinflusst? Anfangs sei die Befürchtung da gewesen, dass die 2,4 Millionen als Fördermittel wohl nicht reichen werden. Doch das Gegenteil war der Fall: „Es wurden viel weniger Anträge als vermutet gestellt. Niemand traut sich, Projekte zu realisieren“, berichtet Andreas. Nicht zuletzt deshalb ist die Stiftung um ihre eigenen Projekte froh. Etwa eines zum Erhalt der Artenvielfalt bei Contwig. Dort wird auf einer Ackerfläche über fünf Jahre beobachtet, wie sich die Pflanzen- und Insektenwelt verändert. Die Beobachtung übernehmen Naturschutzbehörden und der Landwirt, der etwa für die fehlenden Erträge der zur Verfügung gestellten Äcker entschädigt wird. Das Projekt befindet sich im dritten Jahr.
Im zweiten Jahr befindet sich mittlerweile das Projekt „Zukunftswald“ bei Kleinsteinhausen. Dort wird der Gemeindewald mit Baumarten aufgeforstet, die im Labor gezüchtet werden und vor dem Hintergrund des Klimawandels resistenter gegenüber Trockenheit und Wärme sein sollen. Auch hier schließt die Stiftung die finanzielle Lücke, die sich gegenüber der normalen Aufforstung auftut. (pci)
Quelle
Ausgabe: pz - Nr. 241
Datum: Samstag, den 16. Oktober 2021
Seite 18