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Sanierung der Burgruine Drachenfels in Busenberg

Burg bleibt Baustelle


Besuchern bietet sie einen erhabenen Blick übers Land. Doch die Burg Drachenfels dürfte erst im Frühjahr wieder teilweise begehbar sein. Denn die Sanierung des alten Gemäuers dauert länger als geplant. Und sie kostet mehr, weswegen die Daniel-Theysohn-Stiftung der Gemeinde erneut unter die Arme greift.
Von Albert Nagel 


Busenberg 

Eigentlich sollte die Sanierung bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Doch am Westturm haben sich noch massive Schäden gezeigt. Zu Beginn der Arbeiten am Drachenfels hätten sie nur die Sanierung der Ostkasematte, die Herstellung der dortigen Mauern und Mauerkronen sowie die Sicherungsarbeiten durch neue Geländer in der Kalkulation gehabt, stellt Architektin Angelika Weigand aus Neustadt fest. Ursprünglich sollte auch das vorhandene Gerüst am Turm mitverwendet werden. Doch dann stellte sich heraus, dass dieses komplett vom Efeu eingewachsen war. Der Efeu musste weichen, danach kam die Überraschung: Die gesamte Mauerkrone war lose, herab gefallene Felsbrocken mussten beseitigt werden, zahlreiche lose Mauersteine mussten entfernt und neu gesetzt werden, so die Architektin. „Riesige Buckelquader haben wir wieder verankert.“

 

Mauer wird neu verfugt 

Eine größere Aktion sei das Verfugen. Beim Begutachten der Mauern habe man festgestellt, dass die Sandsteinquader durch Verwitterung an der Außenseite abblättern. Die härteren Fugen ragen dort jetzt hervor, sind somit für die Witterung anfälliger und beschleunigen den Verfall der Sandsteine. Für die Architektin ein Zeichen dafür, dass bei der letzten Sanierung zum Verfugen untypischerweise Zement verwendet wurde. Die Fugenteile werden derzeit entfernt und die Mauer wird neu verfugt. Um den Arbeitsfortschritt wegen der kälteren Jahreszeit nicht zu bremsen, habe man versucht, das bearbeitete Mauerwerk abzudecken und die Mauer zu beheizen, erklärt die Expertin. Dieser Versuch sei jedoch fehlgeschlagen. Deshalb würden erst im Frühjahr die Fugenarbeiten fortgeführt.

Die Arbeiten am Westturm habe man nun vorgezogen, berichten sie und ihr Mann, der Statiker Dieter Weigand. Die Montage der neuen Treppen- und Podestgeländer sei fast abgeschlossen. Die Architektin weist hierbei auf die besondere Art der Geländer-Befestigung hin. Durch eine Sondergenehmigung sei es möglich geworden, die Geländerstäbe mit flüssigem Blei in den Felsstufen zu vergießen – eine Handwerkspraxis, die schon die Römer nutzten.

 

All dies sei viel aufwendiger und teurer als die restlichen Arbeiten, fügt Ortsbürgermeister Christof Müller an; die Gemeinde ist Eigentümerin der Burg. „Eine Fortführung der Sanierung war nur möglich, weil die Daniel-Theysohn-Stiftung ihren Zuschuss noch erhöht hat. Die Gemeinde hätte die ganze Burg nicht sanieren können ohne Mithilfe der Stiftung.“

 

122 000 Euro Mehrkosten

Die erste Kostenermittlung für die Sanierung belief sich auf 321.400 Euro, welche finanziert werden sollten vom Bund mit 125.000 Euro, Land 78.000 Euro, Theysohn-Stiftung 99.000 Euro und Gemeinde mit 19.400 Euro. Nach Feststellung der weiteren Schäden am Westturm erhöhte sich die Summe um 122.000 auf nunmehr 443.100 Euro. Zu dem Mehrkostenantrag steuerte das Land weitere 40.400 Euro, die Theysohn-Stiftung nochmals 82.000 Euro bei.

 

„Die Burg liegt uns sehr am Herzen. Wir kennen die Situation hier genau“, betonte Vorstandsvorsitzender Gerhard Andreas von der Daniel-Theysohn-Stiftung. Aus diesem Grund habe die Stiftung der Verbandsgemeinde vorgeschlagen, die Sanierung anzugehen. Da auch der Bund die Renovierung unterstütze, sei zu erwarten gewesen, dass das Projekt zu verwirklichen ist. Dann seien aber weitere Schäden zu Tage getreten. Das Land habe nochmals zugelegt, weshalb die Stiftung ebenfalls aufstockte.

Verbandsbürgermeister Michael Zwick lobte das Engagement der Stiftung. Seines Wissens sei der Drachenfels eine der wenigen Burgruinen in Gemeindeeigentum. Bei der Finanzierung der Arbeiten habe es sich gut gefügt, dass an der Gemeinde nur 19.000 Euro hängenbleiben, was durch Eigenleistung erbracht werde. „Ich kenne derzeit kein Projekt, welches so gut finanziert ist.“

Ortschef Christof Müller dankte der Stiftung, dass sie sich gleich zweimal zu einem Zuschuss für die Burg erwärmen konnte. „Unsere Mittel sind sehr beschränkt. Mir ist es noch nicht einmal möglich, den Gemeindearbeiter hoch zu schicken, um etwas Ordnung zu machen. Denn die Aufsichtsbehörde lehnt uns seit Jahren einen zweiten Gemeindearbeiter ab.“ Er bedankte sich auch bei den anderen Zuschussgebern, Bund und Land. „Anders wäre der Gemeinde die Sanierung nicht möglich gewesen.“

Architektin Weigand informierte noch, dass das Landesdenkmalamt die Sanierungsarbeiten zum Anlass genommen habe, am Drachenfels auch bauarchäologische Untersuchungen vorzunehmen.

 

Arbeiten im Sommer fertig

Über Winter wird weitergearbeitet. Auch deshalb bleibt die Burg bis zum Frühjahr für Besucher geschlossen. Weigand: „Zum einen behindern uns Besucher bei der Arbeit, zum andern ist das Betreten der Baustelle sehr gefährlich, weil immer wieder schwere Steinbrocken von der Mauerkrone hinabfallen.“ Die Architektin schätzt, dass sie bis Frühjahr, schätzungsweise Ende April, so weit seien, dass wieder ein Teilbereich freigegeben werden könne. Mit dem Abschluss der Arbeiten rechnet sie im Sommer 2021.


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Bericht Rheinpfalz vom 01.12.2020.jfif